Colmar ~ Ronchamp

Unser Buslein kam genau zum Urlaubsbeginn mit neuen Stoßdämpfern, Traggelenk und Bremskraftregler aus der Werkstatt und wir konnten unseren 2-wöchigen Urlaub in den Süden Frankreichs starten. Der Zeitraum ist für uns slow traveller eine ziemliche Herausforderung, wir rechneten mit 3 Tagen Hin- und Rückfahrt.

La France!

Am 3. Tag passieren wir die Grenze nach Frankreich und sehen uns Colmar an, eine putzige Stadt, die auch jetzt voller Touristen war. Die schon fast artifiziell wirkende Kulisse mit den Touristenmengen und Souvenirläden ist für Gregor zu viel und wir begrenzen unseren Aufenthalt auf ein Bier in einer Bar.

Mini-Skate Park in Ronchamp

Da ich mit Rollschuhfahren angefangen habe, lotste ich Gregor (heimlich) in einen kleinen Ort ‘Ronchamp’ um dort einen kleinen Skateplatz zu besuchen, der mir wegen den süßen Bemalungen ins Auge fiel.

Und wie es der Zufall wollte ist der Ort berühmt für die Kapelle Notre Dame du Haut de Ronchamp, welche unter dem Architekten Le Corbusier 1952-1955 erbaut wurde und ein UNESCO Weltkulturerbe ist.

Hier zu sehen der Außenbereich für Gottesdienste

Hier überflog mich zum ersten Mal das Gefühl von Urlaub, da wir bisher fast nur gefahren waren und uns um unsere Versorgung gekümmert hatten (na gut, da waren noch 2 kurze Skatepark-Aufenthalte).
Außer der Kapelle (inkl. Design von Beichtstühlen, Bänken, etc.) hat Le Corbusier auch die Pilgerunterkunft und die Unterkunft des Kaplan entworfen. Die weiße Kapelle auf dem Hügel blendet einen regelrecht, wechselt man seine Position, zeigt sich das Gebäude wieder von komplett anderer Gestalt.

Kein Fenster gleicht dem anderen

Die Kirche gehört dem Stil des Brutalismus an vom Französischen “béton brut” (“Sichtbeton”), Stahlbeton, Spritzbeton, Betonmembranen und Glas werden von nicht-sichtbaren Metalgittern gestützt.

Das Spiel von Licht und Schatten ist auch im Inneren perfekt eingefangen, blickt man die Türme zu verschiedenen Tageszeiten hoch, fühlt man einerseits eine höhere, barmherzige Präsenz in dem Licht oder wird sich im hohen Schatten des Turms wieder seiner eigenen Bedeutungslosigkeit bewusst. Die schwenkbare Marienstatue in der Mauer kann für den Kirchendienst innen als auch auf der Außenseite sichtbar gemacht werden, praktische Altargestaltung nenn ich das.

Der Orden der Klarissen-Schwestern behaust ebenso diesen Hügel und für deren Räume und Unterkünfte wurde Renzo Piano beauftragt, welcher es schaffte, diese Gebäude passend zur spirituellen Umgebung in die Natur einzufügen und trotzdem in höchst modernem Stil mit viel Licht durch Glaswände zu gestalten. Die Inneneinrichtung stammt von verschiedenen Designermarken, das würde ich mir auch zuhause hinstellen. Als Nonne von solch teuren, schicken Sachen umgeben zu sein und auf Designer-Stühlen zu beten hilft vielleicht ja bei der Nähe zu Gott.

Als Fan von Architektur finde ich den Abstecher in diesen unscheinbaren Ort wirklich lohnenswert, auch wenn man mit Reisebussen von Touristen rechnen muss.

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